Freitag, 1. März 2013

Sprossen (Teil1) ... mehr als nur Grün auf dem Teller

Jetzt im Winter, einer Jahreszeit, in der naturgemäß wenig frische Kräuter oder die volle Bandbreite an Gemüse zur Verfügung stehen, sind knackig-frische Sprossen eine gute Möglichkeit, für etwas Grün als Dekoration auf dem Teller zu sorgen und sich ganz nebenbei mit "frischen" Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen zu versorgen. Und das innerhalb von ca. 6 Tagen, je nach Keimling, Temperatur und Lichtverhältnissen und wofür Du ihn verwenden möchtest. Zum Keimen kannst Du Du alle möglichen (ungebeizten!) Samen verwenden, am besten mit Bio-Zertifizierung bzw. aus dem Reformhaus.

Ich selbst habe eigentlich immer frische Kresse auf der Fensterbank, genauso gut sind je nach Deiner persönlichen Vorliebe, z. B.  Sprossen aus Radieschen, Rettich, Alfalfa, Mungobohne, Quinoa, Senf, Kamut, Bockshornklee u. a.. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie intensiv z. B. Radieschen-Sprossen bereits nach Radieschen schmecken, dass der volle Geschmack bereits in den Keimlingen enthalten ist, fast konzentrierter sogar, und nicht erst im Laufe des Wachstum entsteht.
Kresse ist sehr unproblematisch zu ziehen und wohl auch am bekanntesten. Von ihren Keimen verwendet man meistens eher nur die oberen grünen Triebspitzen, erntet diese mit der Schere, ganz "Wahnsinnige" zupfen sie auch ;-)


Unter Kresse, bei der es mehrere botanisch nicht immer verwandte Arten (Brunnenkresse, Kapuzinerkresse etc.) gibt, verstehen wir in der Küche in der Regel die Gartenkresse (Lepidium sativum). Sie enthält vor allem Vitamin B und C, Eisen, Calcium und Folsäure, außerdem Senföle, die ihre angenehme Schärfe verursachen. Der Geschmack erinnert an Rettich und Senf. Man isst Kresse vor allem in Salat, zu Eierspeisen, Mayonnaisegerichten oder ganz einfach auf einem Butterbrot.

Um Kresse auszusäen, streust Du die Samen am einfachsten nebeneinander auf ein feuchtes Papier-Küchentuch, das Du zum täglichen Befeuchten z. B. auf einen Teller oder eine flache Platte legst. Es gibt auch hübsche Tonformen, die speziell dafür hergestellt werden, z. B. der Kresse-Igel. Den brauchst Du aber nicht unbedingt. Das Wichtigste ist einfach, dass die Samen nie austrocknen und nicht zu kalt oder dunkel stehen, aber direkt in der prallen Sonne hinter der Fensterscheibe ist auch nicht so optimal, dann werden die Keime bitter.
Die Papiertuch-Methode ist gut, damit Du testen kannst, ob Du tiefer in das Thema Sprossen eintauchen möchtest. Wenn ja, kannst Du Dein Equipment erweitern und ein bisschen investieren:

Bei regelmäßiger Sprossen-Herstellung verwendest Du am besten eine Keimbox, das ist ein Behälter mit Öffnungen ("Klimaporen"). Das hat mehrere Vorteile:

  • Die Keimlinge können darin ganz praktisch täglich 1 - 2 mal gut unter fließendem Wasser durchgespült werden, das Wasser fließt durch den Behälter durch und kann gleich wieder abtropfen. 
  • Die Keimlinge werden optimal belüftet, es besteht kaum Schimmelgefahr. (Manche Sprossen entwickeln flaumartige Faserwürzelchen, die jedoch nicht mit Schimmel verwechselt werden dürfen!) 
  • In den Boxen entsteht ein warm-feuchtes Klima, das die Keimung optimal vorantreibt.

Vorsicht, Du brauchst gar nicht viele Samen zum Keimen, da diese dabei ihr Volumen beträchtlich vergrößen. Am besten richtest Du Dich nach der Anleitung Deiner Keimbox. Meistens liegen auch noch ein paar Rezepte und Verwendungstipps bei.

Ich verwende 2 Keimboxen im Wechsel, um immer wieder frische Sprossen zu haben oder gleichzeitig zwei verschiedene Arten zu ziehen. Es gibt die verschiedensten Modelle an Keimboxen, die jeweils verschiedene Vorteile haben. Hier siehst Du meine, sie ist aus dem Reformhaus Glück, ich habe sie schon einige Jahre, sie darf in die Geschirrspülmaschine.


Die Box ist auch super für Kresse geeignet, da man das Unterteil einfach waagerecht für deren Anzucht verwenden kann. Kresse wird nur gewässert, nicht durchgespült, da sie aufrecht wachsen soll und beim Durchspülen die Samen durcheinandergewirbelt werden.


Um die Kresse-Samen gleichmäßig in der Schale zu verteilen, fülle die grüne Schale halb mit Wasser, setze das gelbe Unterteil hinein und streue ca. 1 TL Kresse-Samen darauf.


Nimm nun die gelbe Schale heraus, lass das Wasser abtropfen, gieße das Wasser aus der grünen Schale weg und setze das gelbe Unterteil wieder waagerecht in die grüne Schale. Das klare Oberteil kann, muss aber bei Kresse nicht unbedingt als Verdunstungssschutz daraufgeschraubt werden, die Samen bleiben gut feucht bis zur nächsten Wässerung.

ohne aufgesetztes durchsichtiges Teil, für die Kresse-Anzucht reicht das

Zum Wässern füllst Du die untere grüne Schale in den ersten Tagen 2 mal täglich halb mit Wasser, setzt die Keimbox/gelbes Unterteil für einige Minuten hinein, lässt sie abtropfen, schüttelst das Wasser ab und stellst dann das gelbe Unterteil wieder in die nun leere grüne Schale. Sobald an der Unterseite des gelben Teils Wurzeln zu sehen sind ...


... gibt man täglich etwa 1 EL Wasser in das grüne Unterteil. Nach etwa 5 - 6 Tagen kann man mit der Ernte beginnen. Die Kresse sollte dann möglichst innerhalb von 3 - 4 Tagen aufgebraucht sein. Solange kann sie bei Raumtemperatur stehen (im Gegensatz zu anderen Sprossen, siehe weiter unten).

Kresse nach 2 Tagen
Kresse nach 4 Tagen
Kresse nach 6 Tagen

Nachdem Du die Keime aus der Box genommen hast, entfernst Du die Pflanzenreste aus dem Unterteil und wäscht alles gründlich aus. Einzelne Kressesamen, die in die Löcher geraten sind, kannst Du ohne Problem mit einer Nadel (Pin von der Pinnwand) entfernen. Entweder gibst Du die Box in die Geschirrspülmaschine oder spülst sie gründlich mit einer Spülbürste und etwas Essig. Spüle sie danach gründlich mit klarem Wasser nach und Du kannst sie sofort wieder für neue Keime verwenden.

**********************

Vollwertiger ist es natürlich, wenn man die Keimlinge mit Trieben und den feinen Würzelchen verwendet. Außer Kresse ziehe ich deshalb alle anderen Keime in der geschlossenen Box. Wie das geht, zeige ich Dir am Beispiel von Alfalfa-Sprossen im >>> Teil 2 zu diesem Beitrag.

 

9 Kommentare:

  1. So etwas steht bei mir auch immer auf der Fensterbank. Dazu hat mich schon Jamie mit seinen vielen Kräutern, die er so immer zu Hand hat angestiftet. :-) Schön noch eine tolle Anleitung dazu zu haben. Ich hab sofort ein Lesezeichen gesetzt. Wenn ich mal weg bin, dann brauch ich es niemanden lang erklären. Danke!

    Liebe Grüße
    Anna

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Meinst du, jemand zieht deine Sprossen, wenn du mal weg bist? Bei mir eher keiner, du Glückliche :-)

      Löschen
  2. danke für diesen tollen Bericht! ich hätte noch ein paar Fragen dazu, da ich mich schon länger für den Anbau von Sprossen interessiere - mich aber bisher noch nicht getraut habe. auf manchen Seiten im Internet habe ich gelesen, dass der Anbau von Sprossen gewisse Risiken birgt und sie in manchen Ländern sogar zu den gefährlichen Lebensmittel zählen. (ich glaube wegen keimen und verderblichkeit?). das macht mir ein wenig Sorge. weißt du vielleicht mehr darüber oder kannst mir sagen, worauf ich achten muss damit der Anbau von Sprossen auf jeden Fall sicher ist? ich würde sehr gerne einmal versuchen da ich Sprossen wirklich sehr gerne esse :-)

    viele liebe Grüße, Ann -Katrin

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Ann-Katrin,
      eigentlich steht das wichtigste bereits in meinem Bericht: gutes Saatgut kaufen, ich selbst vertraue da auf meine Reformhaust, die Keimbox gründlich reinigen, am besten mit etwas Essig ausbürsten und klarspülen, die Keime 2 x täglich wässern bzw. durchspülen, je nach Sorte, überschüssiges Wasser ablaufen lassen.
      Übrige geerntete Keime im Kühlschrank verwahren (außer Kresse) und vor dem Gebrauch noch einmal kurz in kaltem Wasser spülen und innerhalb 3 - 4 Tagen aufbrauchen.
      Ich ziehe gerade wieder Alfalfa-Sprossen, ich werde dann noch Fotos im Post ergänzen, die das durchspülen zeigen. Schau am besten wieder vorbei oder frage mich noch etwas gezielter, ich antworte dir gerne :-)

      Ich selbst hatte noch nie Probleme mit selbst gezogenen Keimlingen, bedenklicher finde evtl. Sprossen, die man im Supermarkt fertig vorgezogen und in Tüten abgepackt kauft, man weiß nie, wie kontaminiert diese sind. Auch hier ist wichtig, dass sie beim Kauf sehr frisch und knackig aussehen, auch diese gründlich vor der Verwendung zu spülen. Kresse ist auch hier eher unbedenklich :-)

      Bestimmt berät man dich auch im Reformhaus deiner Wahl sehr gut diesbezüglich, das kann gerade am Anfang nicht schaden, bis Du selbst etwas Erfahrung gewonnen hast.

      Liebe Grüße von Barbara

      Löschen
    2. Liebe Barbara,

      danke für deine ausführliche Antwort! Ich habe mir deinen Bericht jetzt mal ausgedruckt und werde mich daran entlanghangeln - so wage ich dann mal meinen ersten Versuch :)

      Ich werde nächste Woche dem Reformhaus in unserer Nähe einen Besuch abstatten und schauen, wie die in Sachen Sprossen so aufgestellt sind!

      Gerne schaue ich mir auch deine Fotos vom Durchspülen noch an, das kann ich mir nämlich noch nicht ganz genau vorstellen.

      Ich werde dir dann von meinen ersten Erfahrungen berichten. Und dich evtl mit noch mehr Fragen bombadieren :)

      Liebe Grüße, Ann-Katrin

      Löschen
    3. Liebe Ann-Katrin,
      ich habe jetzt ein Video vom Durchspülen in den Post eingebaut, dann kannst du es dir besser vorstellen. Noch einmal, um dich nicht zu verwirren: das Durchspülen mache ich mit allen Keimlingen außer Kresse! An welchen Keimling-Sorten hast du konkret Interesse?

      Löschen
  3. Außer Kresse hatte ich noch selten Glück - meist verschimmelt mir alles... Vielleicht sollte ich es doch mal irgendwann wieder probieren.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Barbara,
      oft ist man mit Begeisterung dabei, die Samen zum Keimen zu bringen und vergisst dann auf's regelmäßige Spülen, das ist das A und O. Außerdem darf man feinst Faserwürzelchen, wie sie manche Keimlinge hervorbringen nicht für Schimmel halten. Könnte es sein, dass Du das verwechselt hast?

      Löschen
    2. Meine letzten Versuche sind lange her, das könnte natürlich sein... Ich bin da immer sehr vorsichtig, manchmal zu vorsichtig vielleicht.

      Löschen

Schön, dass Du Zeit auf meinem Blog verbringst, Vielleicht kann Dich das eine oder andere Rezept zum Nachkochen animieren, über Deine Rückmeldung oder Deinen netten Kommentar freue ich mich sehr :-)))
Anonyme Kommentare mag ich nicht so gerne, deshalb bitte ich Dich: Unterschreibe doch bitte Kommentare mit Deinem Namen oder trage dich mit Deinem Profil ein. Dazu einfach bei “Profil“ auf “Name/URL“ klicken und Deinen Namen eintragen oder Dich mit Deinem Google-Profil einloggen.
Ich behalte mir vor, anonyme Kommentare einfach zu löschen.
Fragen, die Du bei einem Post stellst, werden auch in diesem beantwortet, also bitte wieder vorbeischauen oder in der rechten Sidebar die Kommentare abonnieren.
Kommentare, die augenscheinlich nur dazu dienen, unerbetene Werbelinks für die Seite/Firma des Kommentators zu posten, werden gelöscht, im Wiederholungsfall eine Aufwandsentschädigung von 50 € in Rechnung gestellt.

Im Sinne der DSGVO und nach Andreas W. Dietze:
Sie können hier gerne einzelne Meldungen kommentieren. Aber Sie müssen davon ausgehen, dass ein paar Daten über Sie erfasst werden. Die IP-Adresse, der Name und die Mail-Adresse. Immerhin: beim Namen und der Mail-Adresse können Sie mit Pseudonymen arbeiten – oder einfach lügen, das ist okay für mich. Bei der IP-Adresse wird es etwas schwieriger – aber hey, wenn die Ihnen zu privat ist, nutzen Sie doch TOR oder einen Proxy. Wenn Sie nicht damit leben können, lassen sie es und kommentieren nicht! ;)